Fotogeschichte(n) in der Stadtkirche

Artikel in der "Schweiz am Sonntag" vom 25. August 2013

«Der andere Blick» mit Werken von Franz Gloor und Roland Schneider ruft die Jurasüdfuss-Fotografie in Erinnerung
Ein Hoch auf zwei Vertreter der Fotokunst! Unter dieser Prämisse ist die derzeitige Fotoausstellung in Oltens Stadtkirche zu verstehen. Die Veranstaltung «Der andere Blick» ist ebenso «Blick zurück» wie «Blick nach vorn».


Von Madeleine Schüpfer

Die Foto-Ausstellung «Der andere Blick» in der Stadtkirche Olten mit Arbeiten der bekannten Fotografen Roland Schneider aus Solothurn und dem Oltner Franz Gloor, der 2009 gestorben ist, begeistert aus ihrem Inhalt und ihrer Qualität heraus. Organisiert wurde sie vom Verein Archiv Olten. An der gut besuchten Vernissage vom Freitagabend eröffnete Ruth Grossenbacher die eindrucksvolle Ausstellung. Sie führte aus, dass die beiden Fotografen miteinander befreundet waren und sich auch mit ähnlichen Themen beschäftigten. Industrie und Menschen an der Arbeit interessierten beide leidenschaftlich, und beide machten sich mit diesen Aufnahmen einen Namen weit über die Landesgrenze hinaus. Für Schneider wie Gloor war das Fotografieren eine besondere Art, dem Menschen zu begegnen.

FRANZ GLOOR LIEBTE auch Momentaufnahmen von Menschen bei irgendeiner Tätigkeit. So begleitete er auch viel Jahre Tanz in Olten. Ruth Grossenbacher brachte es in ihrer Einführung auf den Punkt: «Die Dokumentationen von Roland Schneider und Franz Gloor sind von einmaliger Qualität und brauchen einen Ort, an dem sie sinnvoll geordnet werden können. Dies war der Grund, weshalb man den Verein Archiv Olten ins Leben rief, in der Hoffnung, mit vielen Interessierten dieses wertvolle Gut für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Mit Peter Kaiser, Leiter des Historischen Museum, sei es gelungen, dieses wertvolle Fotomaterial zu archivieren. »

ROSWITHA SCHILD schilderte in ihrer Ansprache ihre Begegnung mit Roland Schneider, mit dem sie einige Jahre zusammengearbeitet hat. Sie habe während dieser Zusammenarbeit sehr viel gelernt, vor allem aber, wie man Fotografien aus ihrem Inhalt heraus zu lesen habe. Die Stadt Solothurn habe, so Schild weiter, kein grosses Engagement gezeigt, diese wertvollen Fotoserien irgendwo unterzubringen. Sie hoffe nun, dass man mit der Zeit in Olten auf eine besondere Art, diese Fotografien zugänglich machen könne.

PETER A. BLOCH KANNTE Franz Gloor viele Jahre persönlich, machte mit ihm verschiedene Fotobücher und Ausstellungen. Die Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum sei ein glücklicher Fall. Franz Gloor habe in vielen Bereichen mitgearbeitet und seine Fotokunst einfliessen lassen. Er habe dafür zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Gloor sei ein Mensch von grosser Zurückhaltung und Bescheidenheit gewesen. Für die Stadt Olten seien seine Fotografien wie auch jene von Roland Schneider eine Kostbarkeit. Mit Franz Gloors Worten schloss er: «Meine Wirklichkeit, die ich fotografiere, in der ich mich wohl fühle, die für mich Heimat bedeutet, verändert sich zusehends, entschwindet nach und nach, und zurück bleiben die Fotos und eine kleine Sehnsucht.»

DAS SCHLUSSWORT HATTE Susanne Schaffner, die einen Blick nach vorn wagte. Für sie wäre es einfach einmalig, wenn die Stadt Olten mit einem Fotomuseum aufwarten könnte, egal ob es in einem bestehenden Museum integriert sei oder an einem anderen Ort. Die Fotografien in der Qualität eines Roland Schneiders oder Franz Gloors hätten nationale, sogar internationale Ausstrahlung und würden viele Besucher anlocken, umso mehr als man erkannt hat, dass diese Industrieaufnahmen Geschichte schrieben. Es sei klar, dass dies Geld koste, aber es lohne sich, in die Kultur zu investieren, vor allem mit einer Ausstrahlung, wie dies die Fotografien im Archiv in sich beinhalten. Schön und berührend waren die Saxofoneinlagen von Simon Spiess, der in einer einmaligen musikalischen Sensibilität spielte.

Zurück