Digitalisierung von Archiven

Muss ein Fotoarchiv heute digital sein?

Auf Einladung des Vereins Archiv Olten berichtete Stefan Länzlinger, Leiter Archiv beim Schweizerischen Sozialarchiv in Zürich, am 26. September 2022 im Historischen Museum über die Digitalisierung von Fotobeständen. Anhand von sieben Fall-Beispielen zeigte er auf, wie unterschiedlich Ausgangslage und Zielsetzungen sein können. Sein Fazit: Mut zur Imperfektion. Die Aufgabe «an einem Zipfel anpacken», Teilziele formulieren und die Öffentlichkeit einbeziehen.

Foto von Liva Tresch im Online-Archiv des Schweizerischen Sozialarchivs

Als Stefan Länzlinger vor rund 20 Jahren begann, das audiovisuelle Archiv des Schweizerischen Sozialarchivs aufzubauen, gab es kaum Vergleichbares, an dem er sich orientieren konnte. Eine wichtige Orientierungshilfe waren die Richtlinien der "Dublin Core Metadata Initiative". Ansonsten war "learning by doing" das Motto.

Das audiovisuelle Archiv umfasst mittlerweile 400 Bestände von insgesamt 855 Archivbeständen des Schweizerischen Sozialarchivs. Darunter 10 Vor- und Nachlässe von Fotografinnen und Fotografen. Um sich ein Bild von der Menge machen zu können, seien zwei Beispiele erwähnt: Der Nachlass des Fotografen Karlheinz Weinberger umfasst mehrere 100’000 Negative und Abzüge, der Vorlass des Basler Pressefotografen Claude Giger 400'000 Negative, die dank grosszügiger Beiträge von Stiftungen und des Lotteriefonds integral digitalisiert werden können. An der Evaluierung und Aufbereitung von Claude Gigers Bildern wird seit 2017 gearbeitet.

Viele audiovisuelle Bestände des Schweizerischen Sozialarchivs sind ganz oder teilweise online über die Plattform www.bild-video-ton.ch öffentlich zugänglich. Die Online-Präsenz ist für das Sozialarchiv wichtig. Damit Fotos öffentlich zugänglich gemacht werden, müssen urheberrechtliche Fragen geklärt sein. Stefan Länzlinger möchte so viel wie möglich online zugänglich machen. Auf diese Weise kann die Öffentlichkeit an den Sammlungen teilhaben. Durch dieses «Schaufenster» ergeben sich auch immer Anfragen für Recherchen und für kommerzielle Nutzungen.

Stefan Länzlingers Devise beim Bearbeiten und Zugänglichmachen von Beständen: Mut zur Imperfektion. Die Aufgabe «an einem Zipfel anpacken», Teilziele formulieren und erreichen. Dabei immer auch die Öffentlichkeit einbeziehen (Ausstellung, Publikation, Stellwände, Webauftritt usw.) und Mitstreiter:innen (mit und ohne Geld) ins Boot holen.

Präsentation Vortrag Stefan Länzlinger vom 26.9.2022

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